Judenverfolgungen zur Zeit der Kreuzzüge

Obwohl man, wenn man den Namen „Kreuzzüge“ hört, eher an religiöse Kämpfe zwischen den anderen beiden Weltreligionen denkt, so gingen viele der Kreuzritter auch gegen die Juden vor. Der Grund hierfür war einfach: Um ins Heilige Land zu kommen, musste man eine gefährliche Reise auf sich nehmen, auf der nicht wenige Kreuzfahrer starben. Also dachten sich vor allem ärmere Kreuzfahrer, dass es doch eigentlich nicht nötig sei, den langen Weg zu gehen: Man konnte ja auch mit viel weniger Gefahr und Kostenaufwand dem Kreuzzugsaufruf Papst Urbans folgen, indem man die „Christusmörder“ im eigenen Land jagte. Daran hatte der Papst allerdings gar nicht gedacht; er wollte, dass die vielen Ritter, die im mittelalterlichen Deutschland lebten und oft das ihnen anvertraute Gebiet als Raubritter terrorisierten, das Land verließen und dann „nebenbei“ noch das Heilige Land zurückeroberten. Die Massen von Bauern, die von seinem Aufruf gehört hatten, störte das natürlich nicht und so starteten sie ihre Version eines Kreuzzuges. Mehrere Haufen von armen Kreuzfahrern zogen also durch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und griffen in vielen Städten besonders entlang des Rheins die Judenviertel an. In Worms wurden etwa 800 Juden ermordet und das Viertel von Kreuzfahrern und der Wormser Bevölkerung geplündert, während in Mainz in einem Blutbad fast alle der 1000 Juden ermordet wurden, obwohl der Mainzer Erzbischof die Kreuzfahrer nicht in die Stadt gelassen hatte und diese erst nach zweitägiger Belagerung eindringen konnten; wurden einige auch zwangsgetauft. Diese zündeten dann allerdings einige Tage später das gesamte Viertel an und begingen lieber Selbstmord, als als Zwangsgetaufte zu leben. Mainz war der Schauplatz des größten Pogromes gegen Juden im Mittelalter.
Jüdische Quellen aus dieser Zeit nennen als Hauptverursacher der meisten Pogrome in dieser Zeit einen Grafen Emicho. Sein Mitwirken in Mainz gilt als gesichert, die anderen Delikte können ihm nicht hundertprozentig nachgewiesen werden. Er behauptete, von einem Engel zum Kämpfer gegen den Antichristen ernannt worden zu sein.
Nachdem sie einige Judenviertel angegriffen und geplündert hatten, begann sich der Zug der Kreuzfahrer zu zerstreuen. Nur wenige zogen letztendlich doch noch in Richtung Jerusalem. Der Zug wurde aber auf dem Weg von Ungarn angegriffen, so dass auch von diesen nur ein Bruchteil in Byzanz ankam. Diese warteten dort auf den großen Kreuzfahrerzug, der später der Erste Kreuzzug genannt werden sollte. Emicho war schon auf dem Weg umgekehrt und nach Hause zurückgekehrt. Von ihm ist danach so gut wie nichts mehr bekannt.

Autor: Benedikt Ruppert

[ Fenster schließen ]