Der Dreißigjährige
Krieg und die Judenverfolgung
Aufgrund der Schwedeneinfälle während des Dreißigjährigen
Krieges (1618-1648) flohen viele Landbewohner, unter ihnen auch jüdische,
in die schützenden, befestigten Städte. Durch die anwachsende
Zahl der Flüchtlinge verschärfte sich jedoch die Situation in
den meisten Städten, so auch in Bamberg. Für die Juden war es
besonders schwer, in den Städten bleiben zu dürfen. Sie wurden
gezwungen, hohe Abgaben, die zum Teil aus Kriegsabgaben bestanden, zu
zahlen und mussten oft noch Abgaben anderer Art tätigen, um in der
Stadt bleiben zu dürfen.
Das Problem bestand zudem darin, dass in vielen Fällen die Schutzverhältnisse
neuer, zugezogener Juden in der Stadt nicht geklärt waren. Die Juden
schlichen sich sozusagen in die Stadt ein und hatten kein
Aufenthaltsrecht.
Da in vielen Städten die Bevölkerung überhand nahm, wurden
viele Juden sowie ihre Helfer aus den Städten vertrieben.
Im Jahr 1699 kam es erneut zu Unruhen. Aufgrund einer Getreidenot verkaufte
der damalige Fürstbischof Lothar Franz von Schönbrunn in eigentlich
guter Absicht Getreide aus eigenen Beständen an holländische
Juden. Schnell kam die Meinung auf, die Juden kauften alles Getreide auf
und seien Schuld an der Hungersnot. Am 21. April kam es dann zum Aufstand
der Bamberger, die beladene Wägen plünderten und sogar von teils
schon voll beladenen Schiffen das Getreide in die Regnitz warfen. Erst
das Militär konnte den Aufstand stoppen. Doch der Judenhass breitete
sich schnell über das ganze Land aus. Von außerhalb des Landes
kamen Agitatoren mit gefälschten kaiserlichen Schreiben, denen zufolge
die Juden auszuplündern und innerhalb von drei Tagen aus dem Land
zu treiben seien. Viele, darunter auch viele Adelige die sich den Pogromen
oft viel zu unkritisch anschlossen, folgten diesen gefälschten Schreiben
all zu gern. Besondere Kritik kommt der Regierung zu, die erst im Juni
1699 mit militärischen Truppen für Ordnung sorgten. Doch die
verhasste Stimmung gegen die Juden blieb weitgehend erhalten. Sie äußerte
sich in zahlreichen Übergriffen, Schikanen und in Form von den ersten
antisemitischen Schriften.
Die Unruhen von 1699 hatten einen starken Eindruck bei den Regierenden
des Landes hinterlassen. Sie unterbanden die antijüdischen Schriften,
gegen welche auch der Bamberger Bischof Lothar Franz von Schönbrunn
wirkte. Er war es auch, der am 10. November 1712 ein offenes Patent an
allen Orten des Fürstbistums anschlagen ließ und die geschehenen
Plünderungen und Überfälle auf Juden verurteilte sowie
unter Strafanordnung verbot. Unter diesem Schutz der Obrigkeit konnte
sich die jüdische Gemeinde nun entwickeln.
Autor: Sebastian Zeman-Kuhnert
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