Das Ende der jüdischen Gemeinde in Bamberg

1. Nachdem mit der Synagoge, das religiöse Zentrum der jüdischen Gemeinde, zerstört war, konzentrierte sich die Gemeindearbeit, die Gottesdienste, die Gemeindeverwaltung, das gesellschaftliche Leben und der jüdische Religionsunterricht im Gebäude der ehemaligen jüdischen Gaststätte 'Weise Taube' am Zinkenwörth 17. Sie wurde sehr schnell zum letzten Rückzugsort jüdischen Lebens in Bamberg.

2. Infolge der Wirtschaftskrise, vor allem aber der Einschränkungen und Verordnungen der Nazis, sowie vieler ins Ausland geflüchteter Gemeindemitglieder verarmte die Gemeinde immer stärker.

3. Für die Nacht vom 9./10. November 1938 sind keine jüdischen Gemeindeunterlagen mehr verfügbar. Im Gegensatz zu Unterlagen aus der Zeit vor dieser Nacht, sind jene nicht im Staatsarchiv verwahrt worden, sondern in der Synagoge. Es wird angenommen, dass diese Unterlagen SA-Leute stahlen und in die NSDAP Zentrale, in die ehemalige Ressource, brachten. Als die Zentrale beim Einmarsch alliierter Truppen in Bamberg angezündet wurde, vernichtete die SA die Unterlagen.

4. Am 27. November 1941 wurden die ersten 106 Bamberger Juden nach Riga deportiert. In einem zweiten Zug dieser Art wurden am 24. März 1042 Juden aus Bamberg und umliegenden Orten nach Izbica, im Distrikt Lubin, in Polen, "evakuiert", wie es im offiziellen Jargon hieß. Während eines 3. Deportationszuges am 25. April 1942, einem Transport unterfränkischer Juden aus Würzburg nach Krasnystaw, ebenfalls im Distrikt Lubin gelegen, wurden in Bamberg 103 Juden "zugeladen". Am 10. September 1942 verschickten die Nazis Jüdische Bamberger in das Altersghetto Theresienstadt. Dies war der letzte größere Deportationszug von Bamberger Juden.

5. Bis Mai 1945 verblieben lediglich 15 Juden in Bamberg. Diese waren mit Christen verheiratet und lebten demnach in so genannten "Mischehen", weshalb sie anscheinend nicht aus Bamberg deportiert wurden. Von den einst rund 1000 Gemeindemitgliedern kehrten nur drei Frauen nach Bamberg zurück. Alle anderen wurden entweder ermordet oder konnten ins Ausland fliehen.

Autoren: Martin Müller, Julian Hermann

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